Mia Mondstein
Poesie von Mensch zu Mensch

 Am und um den Aasee, unseren Stadtsee

Heute nehme ich euch mal mit auf einen kleinen Abstecher zu einem besonderen Ort unserer Stadt, in unserem Naherholungsgebiet mittendrin, nur 15 Minuten vom Prinzipalmarkt entfernt. So kommt doch einfach mal mit, denn es geht zum Aasee, der sich über fast 2 km lang, mit viel Grün drumherum, erstreckt. Hier könnt ihr abschalten von jeglichem Stress und durchatmen, also einfach mal spazieren gehen auf der Uferpromenade. Der Rundweg ist immerhin fast 8 km lang.  Oder seid ihr eher der Jogging-Typ? Na, denn mal los.
Ihr könnt es euch aber auch, so wie ich, auf einer Bank oder Liegewiese am See gut gehen und die Gedanken wandern lassen. Oder ihr setzt euch auf die Freitreppe der Aasee-Terrassen , welche 2008 eröffnet wurden, und genießt die Sonne. Platz ist da für ca. 2000 Leute und es werden hier regelmäßig die Folgen der in Münster spielenden Kriminalserie Wilsberg gezeigt. Den als „AaSeerenaden“ bezeichneten jährlich stattfindenden klassischen Konzerten kann man seit 2010 dort lauschen.
Wo und wie auch immer, an den Ufern unseres Sees kommen mir oft die besten Ideen für meine Poems. Und einige Bäume dort sind ja auch schon ganz schön alt und haben sicherlich schon eine ganze Menge erlebt und, von ihrem Platz aus, vieles ansehen können oder müssen.  
Auch in der Nähe meines Elternhauses stand mitten auf einem Feld eine alte Eiche, zu deren Fuße und in ihrem Schatten ich oft gespielt habe. Ich wurde erwachsen und zog in die Stadt in meine erste eigene Wohnung. Und eines Tages, als ich zu meinen Eltern auf Besuch kam, war ”mein Baum” verschwunden.
Doch beim Spaziergang um unseren See fand ich einen neuen, alten, starken Baum, der mir Zuflucht und Trost spendete, und ich fühlte mich zu folgendem Poem inspiriert:

Meine Freundin, die Eiche

Zu der alten Eiche hin
die da steht am Waldesrand
fällt mein Blick und geht mein Sinn
denn die Zeit verrinnt wie Sand

einst da stand sie jung und grün

nun ist sie nur modern Holz
ertrug sie vieles Leid und Müh'n
verloren hat sie nie an Stolz
es hat gespielt mit ihren Blättern
der Wind und sang so manches Lied
erlebt hat sie des Donners Wettern
errungen hat sie manchen Sieg

mit ihr da sprach ich manche Nacht

gelauscht hat ich dem Rauschen
sie scheint mal stark und mal ganz sacht
ach könnt' ich mit ihr tauschen
oh alte Eiche ... bleibe stark
begleitest mich durchs Leben
ich hab' so manches schon gewagt
gesucht nach neuen Wegen

und Nacht ist jetzt ... Gedanken ziehen

die Eiche steht im Dunklen
und Vögel in die Nester fliehen
am Himmel Sterne funkeln
wenn um die Eiche Winde wehen
denk ich an sie. Man hofft
dass sie mag lange noch da stehen
und man sie sieht noch oft

mir scheint als hielt sie dort die Wacht
für alt' und neue Zeiten
Im Traum noch hör ich's Lied so sacht
will Hoffnung uns bereiten

Vielleicht starten wir nun gedanklich per Tret- oder Rudelboot zu einer Runde über den See - oder wir lassen uns vom Wind treiben per Segelboot?

Im oberen Seeabschnitt findet ihr den Segelclub Hansa Münster. Im unteren Teil an den Aasee-Terrassen, dort wo viele Freiluft-Kultur-Musikveranstaltungen stattfinden,  gibt es dann noch den Segel-Club Münster e.V. , eine Segelschule und einen Bootsverleih, der sich schon seit 1949, also genau 70 Jahre an unserem Aasee befindet. Und ich findet es richtig gut, dass das Inklusionszentrum „Segeln am Aasee” Menschen mit und ohne Behinderungen die Möglichkeit bietet, sich barrierefrei und auf unterschiedlichen Booten aufs Wasser zu begeben.
Vielleicht fahrt Ihr aber auch gerne mit dem sogenannten Wasserbus:
Das Schiff „ MS Professor Landois” fuhr von 1974 bis 2011 über unseren See bis zum Zoo. Diese Aaseefähre wurde dann vom ersten deutschen Solar-Passagierschiff, der Solaaris, mit 2 „aa” abgelöst. Und so bringt uns nun dieser Katamaran in den Sommermonaten mehrmals täglich vom Bootsanleger an der Goldenen Brücke Nähe Himmelsreichallee in Richtung Allwetterzoo. Dieser Tiergarten ist euch vielleicht aus der ARD-Fernsehserie "Pinguin, Löwe & Co" bekannt und auf dem Zoogelände befindet sich auch das Westfälische Pferdemuseum Hippomaxx mit 2 „xx”, wo sich alles rund ums Thema Pferd dreht. Gleich daneben ist auch das LWL-Museum für Naturkunde und daran angeschlossen das Planetarium.
Unser Planetarium wurde nach fast 18 Monaten Umbauzeit 2022 wieder geöffnet. Viele Einrichtungen des Planetariums waren Jahrzehnte alt, und funktionierten nicht mehr zuverlässig. Der gesamter Innenraum und die Innenkuppel wurden erneuert und es wurde eine Bühne und eine moderne Laser-Projektionsanlage namens „Orpheus“  eingebaut.  Zudem gibt es nun eine neue Lüftungsanlage und die Raumakustik wurde verbessert. Unser Planetarium ist somit derzeit, auch wegen seiner nun ansteigenden Sitzreihen und drehbaren Sesseln,  eines der modernsten Planetarien in Europa.
Vielleicht schaut ihr ja dort auch mal in die Sterne oder ihr geht ein paar Schritte, um das ganz in der Nähe an den Aasee-Wiesen liegende Mühlenhof-Freilichtmuseum zu besuchen. Dort wird gezeigt, wie die Menschen im Münsterland früher gelebt und gearbeitet haben. Und es gibt dort leckeren selbstgebackenen Kuchen und frischen Kaffee.

Und von den Wiesen dort am Aasee starteten nach zwei Jahren des Wartens im August 2022 endlich wieder die großen Heißluftballone gen Himmel, denn es fand, immerhin zum 51. Mal, die Montgolfiade am Aasee statt. Für dieses Spektakel, was oft von Feuerspielen und Musik begleitet wird, kommen die Menschen von weit her, in unsere Stadt.

Das alles und noch viel mehr findet ihr an den Ufern und in nächster Nähe unseres Stadtsees.
Nur metertiefe, glasklare Fluten wie z.B. in der Folge „Schwanensee” des allseits beliebten Münster Tatorts mit Prof. Boerne, also Jan Josef Liefers und dem immer ein wenig grimmigen Kommissar Thiel, von Axel Prahl sehr bodenständig dargestellt, sind es in unserem Münsteraner See nicht. Daher wurden damals die Unterwasserszenen auch anderswo gedreht und nicht hier bei uns vor Ort. Denn die durchschnittliche Wassertiefe unseres Stadtsees liegt bei gerade mal 1,50 bis 2 m. Man könnte also fast überall im Wasser stehen, wenn da nicht der Schlamm und andere Schmuddeleien durch Mensch und Tier wären, die sogenannten Schwemm-Materialen. Diese lagern sich immer wieder ab, sodass der Aasee im Laufe der Zeit immer flacher wird. Deshalb muss er von Zeit zu Zeit an einigen Stellen wieder auf annehmbare Tiefe ausgebaggert werden. Also, klares Wasser gibt es daher nicht in unserem See, denn durch den Zufluss, die Aa, schwimmen zusätzlich auch noch immer viele Erdteilchen in das Gewässer. So ist der Aasee auch nicht als Badegewässer eingestuft und das heißt:
Baden, Surfen oder das Befahren mit privaten Booten ist hier verboten.
Doch in unserem See gibt es trotzdem Fische unter der Wasseroberfläche und zahlreiche Enten und Schwäne darüber. Und ja, es gibt auch regelmäßig Angler, die versuchen, eine leckere Mahlzeit aus dem Aasee zu ziehen.
Dramatisch ging es 2018 zu, als die extremen Sommertemparaturen zu einem massiven Fischsterben in unserem See, wie auch in vielen anderen Seen NRWs, geführt haben. Viele unterschiedliche negative Faktoren hatten da auf unsere Gewässer und seine Bewohner eingewirkt, doch unser Aasee hatte sich inzwischen wieder erholt. Doch dann kam der Sommer 2022 - gespickt mit Hitzeperioden und langer  Trockenheit. Doch mittlerweile hat man den Folgen des Klimawandels wenigstens etwas entgegen zu setzen. Damit sich ein Fischsterben wie im Sommer vor zwei Jahren nicht wiederholt, sind im Aasee in Münster mehrere Lüftungsstationen in Betrieb genommen worden. Die Geräte durchmischen das Wasser und reichern es mit dem Sauerstoff aus der Luft an.

Übrigens: In Westfalen ist der Name Aa ein weit verbreiteter Name für Flüsse und Bäche, der sich vom althochdeutschen aha (gesprochen: "Acha") ‚Fließgewässer‘ ableitet. Auch entspricht dieses Wort etymologisch genau dem lateinischen „aqua”, was  „Wasser“ bedeutet.

Aber wir kommen vom Weg unserer Gedankenreise ab.

International bekannt wurde der Aasee nämlich nicht nur durch die Krimiserien „Tatort Münster” und „Wilsberg”. Kamerateams aus aller Welt zogen 2006 an den Aasee, um eine der wohl ungewöhnlichsten Liebesgeschichten seit King Kong und der weißen Frau zu dokumentieren. Eine schwarze Schwan-Dame, von uns „Petra” genannt, hatte sich in ein überlebensgroßes schwanenförmiges Tretboot verliebt und folgte dem künstlichen Artgenossen, wohin er sich auch bewegte.
Kinderbücher, CDs und zahlreiche Merchandising-Artikel entstanden zu dieser besonderen Geschichte. Im Rat Münsters wurde sogar darüber diskutiert, den schwarzen Schwan ins Stadtwappen aufzunehmen.
Die Bindung von der Schwänin Petra zu ihrem Tretboot war so stark, dass die beiden sogar mehrere Jahre zusammen ins Winterquartier in unseren Zoo gingen. Die beiden wurden während dieser Zeit damals in einem leeren Pelikanhaus untergebracht. Petra mit anderen Trauerschwänen des Zoos zusammenzuführen, ging schief. Zwar duldete die Schwanendame 2008 eine Zeitlang einen lebendigen weißen Höckerschwan, von uns Münsteranern „Paul” genannt,  neben sich, aber als dieser zu einem anderen Teich wechselte, blieb sie zurück.
Doch das Tretboot war bereits wegen Winterpause vom See entfernt worden und so wurde für den schwarzen verlassenen Schwan eine Hütte in der Nähe des Aasees errichtet. Doch die gefiel Petra offensichtlich nicht und so verschwand sie Ende 2008 von unserem See. Wiederentdeckt wurde sie erst 2013 in einer Storchen-Betreuungsstation in Osnabrück, wo sie nach ihrem Verschwinden verletzt abgegeben worden war und wieder gesund gepflegt wurde. Mittlerweile hatte sie sich dort mit einem ebenfalls dort gestrandeten Schwan angefreundet, der inzwischen zu ihrem ständigen Begleiter geworden war. Sie hatte sogar als Ziehmutter zwei Schwaneneier erfolgreich ausgebrütet und so blieb sie, auch nachdem wir Münsteraner wussten, wo „unsere” Petra geblieben war, in der Betreuungsstation Osnabrück. Wie man später lesen konnte, hat Petra ihre Vorliebe für außergewöhnliche Partner wohl vererbt, denn ihr männlicher Nachwuchs lebt nun mit einer Ente zusammen.  
Und wenn wir nun diese Geschichte auf uns Menschen übertragen, dann, seien wir doch mal ehrlich, Eine Liebe... einen Seelenbruder sucht doch jeder von uns.. und der kann überall sein, auch wenn er auf den ersten Blick nicht gleich erkannt wird.

Auch unsere Stadt Münster wurde einst als  „bürgerlich-verpennt geltende westfälische Metropole“ bezeichnet. Und als wieder einmal eine Skulptur unsere bürgerlichen Gemüter erregte, hielt der damalige Kulturdezernent Nachhilfe in Sachen Kunst für notwendig, und rief die erste große Ausstellung der „Skulptur-Projekte” ins Leben. Wir gewöhnten uns so ganz allmählich an die Werke, die überall in der Stadt zu finden waren, und auch heute kommt ihr, wenn ihr am Aasee unterwegs seid, nicht an moderner Kunst vorbei.

Denn rund um den See befinden sich viele Skulpturen, die international renommierte Künstlerinnen und Künstler eigens für die alle 10 Jahre hier bei uns stattfindenden Kunst-Ausstellungen, die „Skulptur-Projekte” geschaffen haben.
Zum Beispiel die Giant Pool Balls auf den Wiesen bei den Aasee-Treppen. Wir Münsteraner nennen sie daher einfach nur Aaseekugeln. Erschaffen wurden diese  1977 von Claes Oldenburg, Meister der Pop-Art.  Mit seinem Werk bezog er sich auf die kriegerische Stadtgeschichte, eine in die Stadtmauer eingemauerte Kanonenkugel befindet sich etwa 100 m von der Skulptur entfernt, und auf die münsterische Vorliebe für Ballons aller Art. So hat er Münster damals gedanklich in einen Billardtisch verwandelt und von diesem unrealen Spiel sind somit die drei gigantische Betonkugeln auf den Terrassen des Aasees übrig geblieben. Stehe ich neben diesen, erfahre ich die Welt aus der Mausperspektive.
Die Skulptur-Projekte wecken jedesmal internationales Interesse und so sind wir alle stolz auf die fortschrittliche Kultur unserer Stadt.